Manchmal kommt es anders als geplant und manchmal passieren Dinge, mit denen man überhaupt nicht rechnet. Wie wir schon in unserem letzten Beitrag berichteten, hatte sich Lucile mit dem Dengue Fieber angesteckt und so sahen wir uns gezwungen, so lange in Hanoi zu bleiben bis alle Symptome vollends abgeklungen sind und Lucile wieder bei Kräften war. Das bedeutete jedoch, dass wir die Reisepläne mit Julia und Pero über den Haufen schmeissen mussten, denn Ihr Urlaub war begrenzt und schliesslich wollten sie auch etwas von Vietnam sehen und zogen deshalb verständlicherweise früher weiter. Wie es der Zufall wollte, trafen wir dafür in Hanoi auf Michelle und Paddy, welche ebenfalls auf Weltreise sind. Wir verabredeten uns gleich zweimal zum Abendessen und hatten viel Gesprächsstoff und viel zu lachen. Während Michelle und Paddy weiter zur Halong Bay und nach Sapa gingen, mussten wir weiterhin ausruhen und Kräfte tanken. Lucile´s Zustand liess wenigstens einen Tagesausflug nach Tam Coc zu. Tam Coc war sehr schön, leider wird das Bild etwas durch die enormen Touristenmassen getrübt.
Nach dem letzten Bluttest von Lucile war dann auch endlich klar, dass Lucile wieder vollständig genesen ist und für die Weiterreise keine Gefahr mehr bestand. Da wir für Vietnam ähnliche Pläne wie Michelle und Paddy hatten, beschlossen wir die nächsten Tage zusammen zu reisen. Wir buchten zum ersten Mal eine Fahrt mit einem sogenannten Sleeping Bus. Von Hanoi fuhren wir während 13 Stunden über Nacht nach Huế. Erstaunlicherweise war die Fahrt gar nicht so schlimm wie befürchtet, nebst ein paar Schnarch Geräuschen war es relativ ruhig und ein paar Stunden Schlaf waren locker drin. Am Morgen um 07:00 Uhr kamen wir in Huế an und trafen im Holiday Diamond Hotel wieder auf unsere Freunde.
Huế
Den Tag liessen wir gemütlich zu ein paar Biers ausklingen, welche in ganz Vietnam unglaublich günstig sind. Nach nur gerade einer Nacht in Huế machten wir uns schon wieder auf den Weg Richtung Hoi An. Die rund 4 Stunden Fahrt legten wir erneut in einem Sleeping Bus zurück.Huế, einstige Hauptstadt der Nguyen-Herrscher und heutige Welterbstätte. Hier gibt es Paläste und Pagoden, Gräber und Tempel Kultur und sehr viel Geschichte. Wir zogen los zur Kaiserstadt, eine Zitadelle innerhalb der Zitadelle. Dies war die Residenz des Kaisers, beherbergt aber auch Tempel und Pagoden sowie einige wichtige Staatsgebäude. Leider ist von der ursprünglichen Anlage nur noch ein Bruchteil erhalten, da die Kaiserstadt während des Indo-China und des Vietnamkriegs heftig bombardiert wurde. Das Wetter machte leider nicht wie gewünscht mit und es regnete grösstenteils. Nach der Kaiserstadt besichtigten wir noch eine Pagode etwas ausserhalb von Huế. Den Hinweg legten wir noch zu Fuss zurück, für den Rückweg liessen wir uns per Wassertaxi zurück chauffieren.
Hoi An
Die Stadt ist vor allem berühmt für ihre bunten Laternen und viele Reisende lassen sich hier Kleider, massgeschneiderte Anzüge oder Schuhen machen. So auch Lucile und Michelle. Hoi An ist wirklich eine sehr schöne Stadt, wo man sehr viel Zeit verbringen kann mit einem Bummel durch die vielen kleinen Gässlein, durch Lebensmittelmärkte, Kleidermärkte und Souvenirgeschäfte. Es gibt hier von einfacher Küche bis zu schicken Restaurants alles. Wir fanden die einfachen Küchen besonders lecker und bestellten immer von allem etwas, damit wir auch wirklich so viel wie möglich von der lokalen Küche probieren konnten. Wenn man schon einmal in der Laternenstadt ist, möchte man natürlich auch einige Laternen für zuhause als Souvenir mitnehmen. Da wir aber sehr lange unterwegs sind, war es für uns keine Option diese Dinger die ganze Zeit mitzuschleppen. Wir haben alle Souvenirs und ein paar andere Dinge, für welche wir keine Verwendung mehr hatten, aber nicht wegwerfen wollten in ein Paket gepackt und brachten es zur Post. Das geht ganz unkompliziert. Paket abgeben, Formular ausfüllen, Versandart auswählen und ab die Post. Wir haben uns für den Versand per Seefracht aufgrund der geringeren Kosten entschieden. Irgendwann in den nächsten 3 Monaten sollte das Paket zuhause eintreffen (wir hoffen jetzt mal, dass das klappt). Von Hoi An aus haben wir die Ruinen von My Son besucht. My Son bedeutet übersetzt «schöner Berg». Die Tempelanlage ist über 800 Jahre älter als die bekanntere Anlage von Angkor Wat. 1999 wurde My Son in die Liste der UNESCO Weltkulturerben aufgenommen. Übernachtet haben wir übrigens im Estuary Villa Hotel, welches wir wärmstens empfehlen können. Die Zimmer sind sehr geräumig und sauber, es gibt einen kleinen Pool, das Frühstück war sehr lecker und das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Bei der Abreise bekamen wir pro Zimmer ein kleines Döschen mit Tigerbalsam und eine Schachtel mit frisch zubereiteten Frühlingsrollen. Wie geil ist das denn?!! Mit dem Hoteleigenen Shuttle-Bus fuhren wir zum Flughafen in Da Nang. Von da nahmen wir dann den Flieger nach Da Lat.
Da Lat
Da Lat ist das Gegenstück des vietnamesischen Tieflands. Statt tropischer Hitze herrschen hier frühlingshaft kühle Temperaturen und anstatt üppige Reisfelder findet man hier Erdbeerplantagen und Blumen soweit das Auge reicht. Natürlich waren wir nicht einfach so hier, sondern aus einem bestimmten Grund. In Da Lat gibt es einige Anbieter von mehrtägigen Motorrad Touren in die umliegenden Gegenden. Michelle hatte bereits vorher Kontakt mit den hier ansässigen Vietnam Da Lat Easyriders aufgenommen und wir haben uns am späteren Nachmittag verabredet um die Details zu besprechen. Vorher war es aber wiedermal Zeit etwas Neues aus der kulinarischen Vielfalt Vietnams auszuprobieren, das vietnamesische BBQ. Wie fast überall ist die Quintessenz viel frische Kräuter. Das BBQ war insgesamt ganz nett, auch wenn der Fleischanteil etwas üppiger hätte ausfallen dürfen war es doch schön, zu viert um einen in den Tisch integrierten Grill zu sitzen und kleine Häppchen zusammen mit viel Reis und Gemüse zu essen. Da es super auf dem Weg zu den Easyriders gelegen ist, statten wir auch dem Crazy-House einen Besuch ab. Beim Crazy-House handelt es sich um die persönliche Vorstellung der Welt einer Frau, welche verschiedene Unterkünfte in Baumhäusern errichten liess. Zu den Wohnungen gelangt man über schmale Treppen, hochhinaus über die Hausdächer und wieder hinunter über schmale Pfade. Unterdessen wechseln die Themen von Baumhaus, über Ozean zu Dschungel. Viele Bereiche sind zwar noch nicht fertiggebaut, trotzdem war es aber lustig und teileweise gar ein wenig aufregend über die Häuser, Bäume und Treppen zu steigen. Bei den Easyriders wurden wir freundlich empfangen. Hui, einer der Guides, erklärte uns den genauen Ablauf der Tour und ein paar andere wissenswerte Dinge. Jeder Teilnehmer erhält einen eigenen Fahrer, das Gepäck wird an den Motorrädern befestigt und gestartet wird vor unserer Unterkunft, Da Lat Central Hostel. Ziel ist Mui Ne am Meer. Wir zahlten 70 USD pro Person für diese zweitägige Tour. Während der Fahrt wird an mehreren Orten einen Stopp eingelegt. Wir waren alle gespannt und aufgeregt. Wie besprochen wurden wir am nächsten Morgen abgeholt. Der Fahrer von Michelle hiess Huy, der Fahrer von Paddy Vu, der von Lucile Chung und der von Remo Hung. Ach ja, Chung und Hung sind Mr. Chung und Mr. Hung, da sie bereits Grossväter sind und Mr. Chung hat sogar im Vietnamkrieg gekämpft. Natürlich kann man mit dem Motorrad auch selber fahren, doch von vielen Seiten wird vor selber fahren gewarnt, da Polizisten Ausländern gerne mal eine erfundene Busse aufdrücken. Zudem sind wir nicht so ortskundig und da man im vietnamesischen Verkehr immer auf alles gefasst sein muss, kann man die Umgebung und die Natur auch weniger bewusst wahrnehmen. Während der Fahrt machten wir halt an einer Kaffeeplantage, bei einer Silkwurmfabrik, bei dem Elephant Waterfall, dem Pogour Waterfall, dem Liliang Waterfall, wir sahen wie die in ganz Asien immer und überall anzutreffenden Räucherstäbchen produziert wurden, wie die frischen Nudeln im berühmten Pho gemacht werden, wie man Reiswein (auch «happy water» genannt) gewinnt und wir besichtigten einige Plantagen wie z. B. einer Teeplantage und einer Plantage für die Drachenfrüchte. Übernachtet hatten wir in einem Hotel in Di Linh. Die Tour war ein voller Erfolg, es gibt wohl kaum einen noch besseren Weg an der Bevölkerung zu sein und so viel über das Land und die Kultur zu erfahren wie mit diesen vier erfahrenen Guides. Glücklich und mit vielen Erfahrungen in der Tasche kamen wir in Mui Ne an.
Mui Ne
Das erste Mal in Vietnam und überhaupt seit einer ganzen Weile sind wir wiedermal am Meer. Anstatt kühle Temperaturen und Nieselregen endlich wiedermal viel Sonne und heisse Tage. In Mui Ne haben wir für zwei Tage im wunderschönen Ananda Resort eingecheckt. Wir übernachtenten in je einem Bungalow. Nach den anstrengenden letzten Tagen kam die Erholung am Meer gerade richtig. Etwas gewöhnungsbedürftig ist aber die Tatsache, dass nebst vietnamesisch fast alles auf Russisch angeschrieben ist. Wäre die Zeit nicht so knapp, wären mit Sicherheit auch die berühmten Sanddünen von Mui Ne einen Besuch wert gewesen. So planten wir aber noch die letzten Tage in Vietnam und dann sassen wir auch schon bereits wieder im Nachtbus nach Ho Chi Minh. Bleiben werden wir in Ho Chi Minh jedoch (noch) nicht. Hier mussten wir lediglich umsteigen auf die Futa Busse. Unser Ziel: Vinh Long im Mekong Delta.
Vinh Long - Mekong Delta
Wir haben zwei Übernachtungen im Homestay von Ba Linh gebucht. Dieses Homestay liegt auf einer Insel inmitten des Mekongs und ist deshalb ideal um das Leben auf dem Mekong River besser kennen zu lernen. Wir nahmen also den Bus bis Vinh Long, wurden mit dem Shuttle Bus Service bis zur Fähre gefahren und mit der Fähre ging es über den Mekong auf die Insel wo wir schlussendlich von den Motortaxi Fahrern abgeholt und zu unserem Homestay gefahren wurden. Nach der langen Anfahrt über Nacht war dies genau der richtige Ort um sich etwas zu erholen und den benötigten Schlaf nachzuholen. Wir lagen alle gemütlich in den Hängematten und dösten etwas vor uns hin oder lauschten den Geräuschen des Windes zu, welcher sanft durch die Bäume, Palmen und Büsche wehte. Am Abend hatten wir die Gelegenheit bei der Zubereitung unseres Abendessens gleich mitzuhelfen. Die Besitzer zeigten uns, wie ein Papaya Salat zubereitet wird und wie man Frühlingsrollen richtig rollt und anschliessend im heissen Öl frittiert. Nebst dem Salat und den Frühlingsrollen wurde uns dazu ein Elefantenohr Fisch, Reis und eine Mais-Pilz Suppe serviert. Abgerundet wurde das Abendessen mit einem Dessert bestehend aus frischen Früchten. Lecker! Am darauffolgenden Tag hiess es wieder früh raus aus den Federn, wir haben eine halbtägige Bootstour durch den Mekong River gebucht und diese startete bereits um 07:00 Uhr. Los ging es auf einem kleinen Motorboot vorbei an Mangrovenbäumen und Dschungel. Unterwegs durften wir dann umsteigen auf ein kleines Kanu, welches uns durch die vielen kleinen schmalen Zuflüsse des Mekongs brachte bis wir auf der anderen Seite wieder auf das Motorboot trafen. Auf dem Motorboot ging es vorbei an den schwimmenden Märkten. Der Markt auf dem Festland war sehr interessant, jedoch nichts für schwache Nerven. Aus diesem Grund werden wir hier auch nicht näher darauf eingehen. Mit dem Boot ging es dann wieder zurück. Unterwegs wurden nochmals ein paar Stopps eingelegt, unter anderem an einer Honig Farm, einer Obstplantage (zum ersten Mal in Asien haben wir hier eine Schlange gesehen, was aber auch nicht sehr verwunderlich ist, denn im Mekong Delta gibt es sehr viele Schlangen, darunter auch einige giftige) und bei einer Reiswein Brennerei. Am Nachmittag stand wieder ausruhen in den Hängematten auf dem Programm. Die Zeit vergeht auch hier sehr schnell und wir mussten den Rückweg nach Ho Chi Minh City antreten. Den gleichen Weg wie wir gekommen sind, ging es wieder zurück.
Ho Chi Minh City
Ho Chi Minh City, früher bekannt unter dem Namen Saigon, ist eine sehr lebendige Metropole wo wir unsere letzten Tage in Vietnam verbringen und wo sich dann leider auch die Wege von Michelle & Paddy und von uns wieder trennen werden. Wir sind sehr froh, durften wir diese schöne Zeit mit euch teilen. Es hat uns sehr viel Spass gemacht und wir freuen uns jetzt schon darauf, zuhause miteinander über unsere Reiseerlebnisse sprechen zu können.