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Roadtrip durch das wilde Patagonien

Der Aufenthalt in San Pedro de Atacama war kurz, sehr kurz. Eigentlich planten wir mindestens 2 Tage ein um die faszinierenden Orte in der trockensten Wüste der Welt zu erkunden. Relativ spontan bekamen wir jedoch eine Nachricht von Laura und Steven aus Basel, ob wir interessiert wären, die Carretera Austral von Norden nach Süden durch Patagonien zu befahren, denn zu viert könnten wir uns die Kosten vernünftig teilen. Und das waren wir, über Patagonien hatten wir nur gutes gehört. Da die Zeit etwas drängte, sahen wir uns gezwungen, die Nächte in San Pedro de Atacama zu stornieren. Gleichzeitig mussten wir noch einen günstigen Flug von Calama nach Santiago de Chile buchen. Der erste Flug ging bereits morgens um 07:30 Uhr und das hiess für uns, San Pedro de Atacama um 04:30 Uhr zu verlassen und uns per Shuttle Service nach Calama chauffieren zu lassen. Gegen 10:00 Uhr erreichten wir Santiago de Chile, die Hautstadt Chiles.


Santiago de Chile

Von Santiago wussten wir relativ wenig und waren überrascht, wie sehr europäisch sich Santiago präsentierte. Per Bus und Metro gelangten wir in die Innenstadt und checkten im Hostal Casa Aborigen ein. Laura und Steven waren noch nicht da und wir nutzen die Gelegenheit gleich, um unsere staubigen Kleider waschen zu lassen. Als wir fertig waren mit der Wäsche, trafen wir dann auf unsere Freunde und sie zeigten uns gleich ein paar schöne Orte und gute Bars und Kneipen in Santiago. Im La Piojera probierten wir einen Terramotto, im Prinzip nichts anderes als ein selbstgemachter Wein, mit einer Kugel Ananaseis obendrauf. Verläuft das Eis in den Wein, schmeckt es ganz ordentlich. Dieser Abend wurde noch ganz gesellig und dauerte bis spät in die Nacht hinein. Das Aufstehen am Morgen darauf war dann etwas zaghaft, doch wir schafften es (zum Glück) rechtzeitig zum Termin mit der Autovermietungsgesellschaft Wickedcampers. Laura und Steven hatten im Vorfeld bereits alle Details geklärt mit dem Vermieter und so mussten wir nur noch die Unterschrift unter den Vertrag setzten und das Auto entgegennehmen. Es handelt sich um einen brandneuen Chevrolet Spin mit einem Klappzelt für 4 Personen auf dem Dach. Die Campingausrüstung war zwar komplett, doch sehr dürftig und so mussten wir erst noch die notwendige Ausrüstung dazu kaufen. Anschliessend deckten wir uns mit ausreichend Lebensmittel ein, welche schlussendlich das ganze Auto füllten. Die Zeit verstrich und es war bereits später Nachmittag als wir endlich los fahren konnten. Wir schafften es zügig raus aus Santiago.

Carretera Austral

Erste Anlaufstelle auf unserer Route nach Süden war Pucón, doch die fast 1000 Km schafften wir unmöglich noch am selben Tag und so mussten wir für die Nacht einen Platz zum übernachten suchen. Wir fanden einen Platz auf einer Raststätte von Copec. Es war kein sehr schöner Spot, aber dafür gratis, zweckmässig und gut ausgestattet mit Toiletten, Duschen und sogar free WiFi. Wir waren wohl alle gespannt wie die erste Nacht im Dachzelt zu viert wohl werden würde. Doch im grossen Ganzen war es eine angenehme erste Nacht. Wir mussten jedoch feststellen, dass die Nächte schon hier ziemlich kühl und frisch sind und im inneren des Zelts schwitze es schon ganz gehörig. Wir machten uns ein kleines Camping-Frühstück und fuhren danach weiter nach Pucón.

Pucón

Pucón ist ein kleines gemütliches Städtchen in einer schönen Umgebung. Es liegt direkt am Lago Villarica und über allem wacht der gleichnamige Vulkan. Und auch eben dieser Vulkan war es, der uns zu einem Aufenthalt hier bewegte. Im Inneren des sehr aktiven Vulkan Villarica soll man nämlich sehr gut Lava zu Gesicht bekommen. Doch leider hatten wir Pech, denn der einzige schöne Tag war ausgerechnet am Tag unserer Anreise, danach sollte es stürmisch und regnerisch werden. Also entschieden wir uns gegen eine Vulkan-Tour und streiften dafür ein wenig durch Pucón, wo man übrigens immer wieder auf deutsche Namen oder Begriffe stösst.

Puerto Varas und Puerto Montt

Da das Wetter am nächsten Tag wirklich stark umgeschlagen hatte, beschlossen wir gleich weiter nach Puerto Montt zu fahren, dem offiziellen Beginn der Carretera Austral. Vor Puerto Montt machten wir jedoch noch einen kurzen Zwischenstopp im kleinen Städtchen Puerto Varas, welches nur gerade mal knapp 30 Minuten von Puerto Montt entfernt lag. Das Wetter besserte sich nicht und uns bliess eine steife Brise entgegen. Trotzdem unternahmen wir einen kleinen Spaziergang und gingen anschliessend etwas trinken. Danach fuhren wir nach Puerto Montt, wo wir die letzte Gelegenheit hatten, uns nochmals mit Campingartikeln für die Reise einzudecken. In Puerto Montt übernachteten wir dann schliesslich auch, verliessen den Ort aber relativ früh morgens unter strömendem Regen und fuhren zum Nationalpark von Petrohué. An schönen Tagen führt hier eine Seilbahn auf den Volcan Osorno, von wo man wieder runterwandern kann. Doch als wir da waren, war es neblig und es schneite gar leicht. Also fuhren wir weiter zu einer weiteren Attraktion hier, den Saltos de Petrohué, einer Ansammlung von kleineren Wasserfällen und Stromschnellen. Zum Glück liess der Regen für einen Moment etwas nach und so konnten wir ein paar kleine Spaziergänge in diesem Park unternehmen. Da wir nicht genau wussten wo wir an diesem Tag übernachten sollten, fuhren wir einfach mal drauf los. Die asphaltierten Strassen gingen dann leider irgendwann über in Schotterpisten, was das zügige Vorwärtskommen schwieriger werden liess. Bei den vielen Steinschlägen waren wir echt froh, einen Unterbodenschutz am Auto zu haben.

Llaguepe

Gegen Abend erreichten wir einen Ort namens Llaguepe, der aus einer Handvoll Häuser und einen winzigen Fischerhafen bestand. Per Zufall fanden wir das Anwesen von Rufos, welcher ein paar Stellplätze auf der Wiese für Camper zur Verfügung stellte. Die Lage war perfekt, mit Blick auf den kleinen Fischerhafen und das Meer. Zudem leben hier auch ein wahnsinnig lieber Hund und einige sehr verspielte Katzen. Rufos war unheimlich zuvorkommend und schenkte uns gar einen 20 l Wasserkanister mit Trinkwasser. Es sollte aber noch besser kommen, denn am nächsten Morgen gab uns Rufos auch noch einen fangfrischen Lachs mit auf den Weg! Wie geil ist das denn? Wir bedankten uns mehrmals bei Rufos und schenkten Ihm zum Zeichen unserer Dankbarkeit dafür Schokolade aus Ecuador. Wir verliessen Llaguepe überglicklich und setzten unseren Roadtrip fort und erreichten schlussendlich auch die offizielle Strasse der Carretera Austral und fuhren nach Hornopirén.

Hornopirén

Es gibt bestimmt schönere Orte als Hornopirén, vielleicht lag es aber auch am schlechten Wetter, das uns bis jetzt immer ein stetiger Begleiter war. Trotzdem ist der Ort von grosser Bedeutung, denn von hier geht es nur per Fähre weiter auf der Carretera Austral. Wir buchten bei der Gesellschaft Somarco Tickets für die Fährüberfahrt am nächsten Morgen und gingen anschliessend in einem kleinen Lokal etwas essen. Übernachten konnten wir auf dem Parkplatz eines Hotels und konnten auch die Toilette benutzen. Am nächsten Morgen dann fuhren wir mit unserem Auto auf die Fähre und nahmen im Oberdeck platz. Wir fuhren durch eine wunderschöne Fjordlandschaft, wäre da nicht noch immer dieser starke Regen gewesen. In Leptepú war Endstation, vorerst. Denn von hier fährt man etwa eine Viertelstunde durch den Regenwald auf die andere Seite und nimmt eine weitere Fähre die dann bis nach Galeta Gonzalo fährt. Für uns ging es von hier schliesslich weiter nach Chaitén. Vor Chaitén fanden wir in Santa Barbara einen wunderschönen Strand mit schwarzem Vulkansand und hofften hier übernachten zu können, doch leider blies der Wind zu stark für unser Zelt und so fuhren wir weiter nach Chaitén.

Chaitén

Wir übernachteten auf einem kleinen Campingplatz mit Toiletten und Duschen und fanden auch einen kleinen Grill, was ideal war, denn wir hatten noch immer den feinen Lachs von Rufos in unserer Kühltruhe. Als Beilage bereiteten wir frisches Gemüse zu, der gegrillte Lachs schmeckte hervorragend. In der Nacht wurde unser Zelt einem echten Härtetest unterzogen und bestand diesen zum Glück für uns. Der Wind blies heftig und der starke Regen prasselte in Strömen auf unser Zelt hinab. Gegen den frühen morgen verzog sich dann das schlechte Wetter etwas und es war zumindest mal trocken. Wir versuchten es deshalb am Morgen mit einer Wanderung im nahgelegenen Pumalin Nationalpark. Doch wie sollte es auch anders sein, genau in diesem Moment als wir los liefen setzte der Regen wieder ein. Nach rund 30 Minuten waren wir klatsch nass und wir mussten einsehen, dass es nichts bringt. Also kehrten wir wieder zum Auto zurück und fuhren weiter auf unserem Weg. Je weiter südlicher wir fuhren, desto besser wurde das Wetter und dann zeigte sich sogar mal die Sonne für einen kurzen Moment. Dies nutzen wir und fuhren rechts an den Strassenrand um unsere nassen Kleider trocknen zu lassen. Wie gut es tat, wiedermal ein paar Sonnenstrahlen im Gesicht zu spüren.

Puyuhuapi

Das heutige Nachtlager schlugen wir in Puyuhuapi auf, ein winziger Ort mit ein paar Häuschen, einigen kleinen Tante Emma Läden und einer Tankstelle. Drei deutsche Pioniere haben diesen Ort gegründet und so sind die meisten Strassennamen mit deutschen Namen versehen. Neben der Tankstelle gab es öffentliche Toiletten und der Tankwart war so nett und liess uns unsere Elektronikgeräte aufladen. Die Sonne kam und verschwand, der Sonnenuntergang über dem Meer war dann aber sehr schön anzusehen. Zudem hatten wir viel Glück und sahen aus der Ferne Delfine im Wasser schwimmen. Gleich in der Nähe befand sich der Parque Queulat. In diesem Park befindet sich ein überhängender Gletscher der bläulich schimmert. Wir besuchten am nächsten Tag diesen Park und zum ersten Mal war es den ganzen Tag über sehr sonnig. Ein schöner Wanderweg führt durch den dichten Regenwald zu einem Aussichtspunkt, von wo wir den schönen Gletscher aus der Ferne betrachten konnten. Immer wieder lösten sich Eisbrocken vom Gletscher und donnerten das Tal hinunter. Der Gletscher heisst übrigens Ventisquero Colgante. Damit man den Park besuchen darf, muss man sich beim Eingang registrieren und zahlt auch eine Eintrittsgebühr.

Coyhaique

Vom Parque Queulat aus erwartete uns eine lange Fahrt bis zum nächsten Ort Coyhaique. Wir fuhren an wunderschönen Bergpanoramen vorbei, überquerten unzählige Brücken, sahen kleinere oder grössere Wasserfälle und hielten immer mal wieder an für Fotostopps. Coyhaique erreichten wir etwa gegen 20:00 Uhr am Abend. Da dies der letzte grössere Ort für die nächsten Tage sein wird, gingen wir noch in einen Supermarkt und deckten uns nochmals mit genügend Lebensmittel ein. Da wir einmal mehr kostenlos an einer Tankstelle unser Nachtlager aufstellten, leisteten wir uns dafür den Luxus und gingen auswärts essen. Am nächsten Tag mussten wir nochmals einige kleine Sachen erledigen wie der Geldumtausch von chilenischen Pesos in Argentinische. Dabei fiel uns bei Tageslicht auf, wie schön Coyhaique eigentlich war. Wir stellten uns so einen Winterort in Kanada oder Alaska vor. Die Reise ging weiter und so fuhren wir weiter immer entlang der Carretera Austral bis wir den winzigen Ort Puerto Rio Tranquilo erreichten.

Rio Tranquilo

Eigentlich gibt es hier ja nicht viel zu tun, ausser der Besichtigung einer echt einzigartigen Sehenswürdigkeit, nämlich der Cavernas de Marmol. Die Natur hat hier einzigartige Höhlenformationen mitten in einem Süsswassersee geschaffen, welche sowohl skurril als auch sehr faszinierend aussehen. Mit etwas Fantasie kann man verschiedene Tierfiguren entdecken wir zum Beispiel eine Schildkröte, einen Gorilla oder der Kopf eines Hundes. Wir übernachteten hier auf einem kleinen Campingplatz namens Bella Vista und nahmen tags darauf teil an einer Bootstour zu den Marmorhöhlen. Mit einem Speedboat fuhren wir über die hohen Wellen zu den Höhlen und wurden dabei ziemlich nass. Die Eiseskälte durch den Fahrtwind liess unsere Gesichter schier einfrieren, zum Glück hatten wir uns vorher warm eingepackt. Die Höhlen sahen sehr faszinierend aus und waren auf jeden Fall einen Besuch wert. Noch am gleichen Nachmittag packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren weiter durch die bezaubernde Natur Patagoniens.

Parque Patagonia

Bevor wir in den Nationalpark fahren konnten, mussten wir zuerst ins nahgelegene Städtchen Cochrane fahren um nochmals volltanken und ein paar wenige Lebensmittel einkaufen. Denn nach dem Besuch im Parque Patagonia werden wir die Carretera Austral verlassen und die Grenze nach Argentinien überqueren. Von da werden wir dann mehrere Kilometer entlang der Ruta 40 durch unberührte Natur fahren. Der Parque Patagonia wurde vom kürzlich verstorbenen Douglas Tompkins (Gründer der Marke "The North Face") ins Leben gerufen und wird zurzeit von seiner Witwe verwaltet. Für den Park selbst fällt keine Eintrittsgebühr an, jedoch für die Übernachtung auf den drei Campingplätzen. In diesem Park leben über 3000 Guanacos, 300 Pumas und mehrere unterschiedliche Vogelarten. Zudem gibt es einige wunderschöne Tages- und Halbtageswanderungen. Eine davon war die Wanderung zu den «Lagunas Altas» wobei man vom Camp aus zuerst mal etwas mehr als 600 Höhenmeter zurücklegen muss, bis man die Seen dann erreicht. Die Mühen sind es aber wert, denn der Ausblick auf das gesamte Tal bis zum Rio Baker hinunter ist einfach grossartig. Mit dem Wissen im Hinterkopf, das hier 300 Pumas frei herumliefen, achteten wir immer sehr genau, wenn etwas in der Steppe oder im Gebüsch raschelte. Wir hatten leider kein Glück, dafür fanden wir stellenweise doch ganz deutlich Pfoten abdrücke einer grossen Katze auf der feuchten Erde. Die Wanderung war sehr interessant und war eine willkommene Abwechslung zur vielen Fahrerei. Da es uns hier so gut gefiel und uns die Sonne auch noch am nächsten Tag erhalten bleiben wird, beschlossen wir noch einen Tag im Park dran zu hängen. Wir wechselten jedoch das Camp und fuhren weiter Richtung argentinische Grenze. Gemäss der Aussage eines Rangers mussten wir besonders in der Nacht achtgeben und wenn wir auf die Toiletten müssen, sollten wir unbedingt unsere Stirnlampen tragen, denn in dieser Umgebung treiben sich angeblich besonders viele Pumas rum in der Nacht. Remo wagte sich mitten in der Nacht aus dem Zelt und lief zur Toilette, es war aber alles ruhig. Fast alle genossen die herrliche Ruhe und die wärmende Sonne am nächsten Morgen, ausser Steven, er beschloss auf einen nahgelegenen Aussichtspunkt hochzusteigen. Nach seiner Rückkehr packten wir dann zusammen und fuhren zur Grenze nach Argentinien.

Gobernador Gregores (Argentinien)

Der Grenzübergang war relativ schnell erledigt. Auf der chilenischen Seite den Ausreisestempel geholt, auf der argentinischen Seite den Einreisestempel in den Pass gemacht und auch die Formalitäten für das Mietauto waren schnell erledigt. Der Zöllner schien nicht besonders interessiert zu sein und kontrollierte nicht mal was wir alles mit uns führten. Glück für uns, so konnten wir sogar noch das restliche Gemüse behalten. Anschliessend folgte dann eine sehr lange Fahrt bis zum Ort Gobernador Gregores, wo wir unseren Wagen volltanken konnten und auch gleich nebenan übernachteten. Die Tankstellenkette YPF ist wohl sowas wie das Pendant zur Copec in Chile und bot gratis Toiletten, Warmwasserduschen und WiFi an.

El Chaltén (Argentinien)

Es war der Tag gekommen, an dem Remo wieder ein Jahr älter wurde. Für Remo war es eine Premiere, denn bis anhin feierte er seinen Geburtstag immer zuhause bei Familie und Freunden. Wir fuhren an diesem Tag nach El Chaltén, ein kleiner Ort mit viel Flair. Besonders abenteuerlustige steuern diesen Ort gerne an, denn die Besteigung des Berges Fitz Roy gilt als besonders schwierig. Schöner hätte die Anfahrt fast nicht sein können. Immer die verschneiten Bergketten und die Spitze des Fitz Roy vor uns fuhren wir nach El Chaltén hinein. Natürlich liess es Remo sich nicht nehmen, vorher noch ein Geburtstagsfoto vor dieser Kulisse zu machen. Wir fanden einen kleinen Campingplatz wo wir unser Auto abstellen konnten. Da der Tag schon ein wenig fortgeschritten war, entschieden wir uns erstmal nur eine kleine, einfache Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf einen Wasserfall zu machen. Die Wanderung dauerte aber gerade mal knapp 30 Minuten und so liefen wir noch ein wenig weiter auf einen weiteren Aussichtspunkt wo man die Spitzen des Cerro Torre und des Fitz Roy sehen kann. Dieser Aussichtspunkt war wirklich sehr schön, die Spitzen dieser Türme ragten wirklich wir Türme in die Luft hinaus, daher auch der Name. Danach stiegen wir wieder hinunter und machten uns frisch für das Abendessen. Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein feines argentinisches Steak vom Grill und stiessen miteinander an. Trotz der kleinen Feier vom Vortag standen wir früh auf, denn wir wollten unbedingt die Tageswanderung zum «Lago de los Tres» machen. Näher kommt man dem Fitz Roy nur noch, wenn man auf den Berg steigt, dazu benötig es aber viel Erfahrung und eine sehr gute Ausrüstung. Für uns hiess es deshalb etwa 3.5 Stunden, hoch wandern und dabei knapp 800 Höhenmeter zurücklegen. Besonders die letzten zwei Kilometer hatten es in sich, denn es ging sehr steil über hohe Felsbrocken hoch bis zur Lagune. Fast jeder kam hier heftig ins Schnaufen, doch auch hier hatten sich alle Anstrengungen wiedermal gelohnt. Obwohl sich der Gipfel des Fitz Roy in dunkle Wolken hüllte, war der Anblick doch atemberaubend schön und auch der Ausblick auf das Tal hinunter beindruckte sehr. Steven und Remo stiegen noch etwas höher und wurden dafür belohnt mit einer Lagune die tiefblau schimmerte und einen wunderbaren Kontrast zum gewaltigen Gletschereis darstellte. Mittlerweile fing es an zu schneien und unsere Körper kühlten langsam aus, also war es an der Zeit den Rückweg in Angriff zu nehmen. Der Schnee ging in Regen über und verwandelte die steilen Stufen in eine ziemlich unangenehme Rutschpartie hinunter. Zum Glück kamen alle unbeschadet an beim Camping Spot unterhalb des Fitz Roy. Wir wanderten ein weiteres Stück in die andere Richtung als wir gekommen sind, denn dort wartete Laura, die Freundin von Steven auf uns. Nach ihrer kürzlichen Knieoperation war sie noch nicht fit genug für lange Wanderungen, so fuhr sie mit dem Auto bis zu einem weiteren Ausgangspunkt für die Wanderung wo das Gelände grösstenteils flach verlief. Nach ca. 2.5h erreichten wir dann unser Auto wieder und fuhren zurück nach El Chaltén. Bei Ché Empanadas machten wir einen Halt und gönnten uns einige leckere Empanadas (kleine Teigtaschen) mit unterschiedlichen Füllungen. Im Gegensatz zum Vortag war es im kleinen Campingplatz sehr voll geworden mit Traveller aus der Westschweiz, Frankreich und aus Holland und es entwickelte sich schnell ein reger Informationsaustausch.

El Calafate (Argentinien)

El Chaltén war wunderschön, doch ohne funktionierenden Bankomaten ging uns leider auch rasch das Geld aus und wir sahen uns gezwungen, wohl oder übel weiterzuziehen in die nächst grössere Stadt, El Calafate. El Calafate ist aber nicht nur eine grosser Ort, sondern es ist auch der Ausgangspunkt für eine der grössten Naturwunder in der Region. Der Perito Moreno ist einer der wenigen Gletscher auf dieser Welt, welcher stetig wächst. Das besondere daran ist, man kann ihm problemlos ganz nah bestaunen. Da das Wetter an diesem Tag stabil zu sein scheint und wir nun auch wieder Geld in den Taschen hatten, beschlossen wir die Gelegenheit zu nutzen und fuhren in Richtung des Parque Nacional Glaciares. Am Eingang zahlt man 600 ARS pro Person, die für einen einmaligen Eintritt berechtigen. Vom Eingang fährt man nochmals ca. 1 Stunde durch den Nationalpark bis zum Parkplatz. Vor Ort können wahlweise Kajaking oder eine Besichtigung per Boot gebucht werden, was uns aber verhältnismässig viel zu überteuert vorkam. Eine Kajaktour kostet um die 5000 ARS was in etwa 140 CHF entspricht. Für die Besichtigung per Boot zahlt man um die 1000 ARS was etwa 28 CHF entspricht. Mit unserer Entscheidung den Gletscher «nur» über die Fussgängerplattformen zu besichtigen lagen wir völlig richtig. Denn im Gegensatz zum Boot und zum Kajak kamen wir dem Gletscher so viel näher. Es war ein unglaublich beeindruckender Anblick der sich uns Boot. Durch die warmen Sonnenstrahlen schmolz das Eis und immer wieder brachen Eisbrocken von den Wänden ab und krachten unter lautem Getöse ins Wasser, wo sie dann als kleine Eisberge vor sich hintrieben. Am besten gefiel uns der Gletscher von der rechten Seite, da verweilten wir auch eine ganze Weile und betrachteten den Perito Moreno mit voller Bewunderung. Kleinere Fussmärsche von 30 Minuten bis zu 1h30 führen über schön angelegte Holzwege durch den Park wo man immer wieder auch den Gletscher zu Gesicht bekommt. Zufrieden machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto, der Abend bahnte sich langsam an und unsere Mägen knurrten nach dem langen Tag. Fast unbemerkt starrte uns ein Fuchs aus nächster Nähe durch das Auto an. Er schien keine Scheu zu kennen und musterte uns noch immer. Remo packte sofort die Kamera aus knipste ein paar tolle Bilder. Danach verschwand der Fuchs wieder im Wald. Unweit vom Parkeingang fanden wir eine Estancia, eine Ranch auf der Camper willkommen geheissen werden. Der Gastgeber war sehr freundlich und wir durften vor dem Gästehaus unser Zelt aufschlagen. Das Haus bot ein wenig Schutz vor dem starken Wind, trotzdem windeten uns immer wieder starke Böen entgegen und das Kochen draussen war fast nicht möglich. Nur den kleinen Geisslein schien der Wind nichts anzuhaben und machten sich wohl einen Spass daraus, uns immer wieder mit den Köpfen anzustupsen. Der Gastgeber offerierte uns ja auch in seinem Restaurant essen zu können und dieses Angebot nahmen wir an. Es gab Bife de Chorrizo, natürlich typisch für Argentinien vom Grill, dazu Salat und Gemüse und das auch noch zu einem vernünftigen Preis. Danach spielte (es war wohl der Sohn des Gastgebers) ein junger Herr einige bekannte und unbekannte Lieder auf der Gitarre während der Koch den Kamin ordentlich einfeuerte. Ein paar Flaschen Wein, es war ein gemütlicher Abend. Danach zogen wir uns um und hüpften ins Zelt und hofften am nächsten Morgen nicht weggeweht worden zu sein.

Cerro Castillo

El Calafate war für den Moment der letzte Ort auf unserer Reise mit dem Mietauto durch Patagonien auf argentinischer Seite. In der Nähe von Esperanza überquerten wir die Grenze zurück nach Chile und machten Halt beim kleinen Örtchen Cerro Castillo, gleich nach der chilenischen Grenze. Der Ort war aufgrund der Lage ideal für uns, denn von hier aus ist es nicht weit zum Nationalpark Torres del Paine. Der Wind wehte auch auf chilenischer Seite ordentlich und es sah auch nach Regen aus. Auf dem App iOverlander fanden wir die Adresse von Maritza. Wir wussten nicht wer Maritza war, aber anscheinend darf man in ihrem Garten campieren und sogar Toilette und Dusche benützen, natürlich nicht gratis. Maritza stellte sich als sehr nette Frau mittleren Alters heraus und angesichts des wirklich schlechten Wetters bot sie uns sogar an, zum selben Preis in ihrem Wohnzimmer übernachten zu dürfen. Wow, das war ja mal wirklich eine sehr nette Geste. Das Angebot nahmen wir dankend an und richteten unser Nachtlager im Wohnzimmer ein. Die Adresse war wohl sehr bekannt und es folgten noch weitere Gäste. Claire und Jim aus Kanada waren mit dem Fahrrad unterwegs auf dem Weg von Ushuaia nach Kolumbien und suchten hier ebenfalls Unterschlupf. Über ihre Abenteuer mit dem Fahrrad berichten sie auf www.overthehillandbeyond.ca. Maritza überliess uns sozusagen ihr Haus und wir durften die Küche zum kochen benutzen. So viel Vertrauen in fremde Menschen trifft man auch nicht alle Tage. Wir waren jedoch sehr froh darüber und wussten es auch zu schätzen. Maritza und ihr Mann Raul kehrten gegen den späteren Abend wieder zurück und wir unterhielten uns noch eine ganze Weile bevor wir ins Bett gingen. Der nächste Tag war genau gleich wie der vorherige mit viel Wind und Regen. So beschlossen wir Maritza zu fragen, ob wir noch eine weitere Nacht hierbleiben dürfen, was zum Glück kein Problem war. Auch Claire und Jim blieben für eine weitere Nacht. Im Verlaufe des Vormittags traf ein weiterer Reisender ein. Er reist zu Fuss, ohne Rucksack, dafür stösst er einen Buggy vor sich hin. Es handelt sich um Oli aus Slowenien. Oli startete vor ein paar Wochen ein unglaubliches Abenteuer, er läuft den ganzen Weg zu Fuss von Ushuaia bis nach Alaska. Schätzungsweise in 3 Jahren wird er Alaska erreichen. Es ist aber nicht das erste verrückte Vorhaben von Oli, den einige Jahre zuvor durchquerte er die USA von der West- an die Ostküste, natürlich ebenfalls zu Fuss. Oli schreibt ein kleines Tagebuch auf www.olithewalker.com. Draussen wütete das Wetter und peitschte Wind und Regen gegen die Hauswand und wir waren einfach froh nicht draussen sein zu müssen, sondern um einen Tisch neben einem warmen Ofen sitzen zu können und Geschichten auszutauschen. Am nächsten Tag war das Wetter ein wenig beständiger, der Regen setzte aus und es windete auch nicht mehr ganz so stark. Deshalb beschlossen wir am Morgen unseren Roadtrip fort zu setzen. Wir wären zu gerne zum Torres del Paine Nationalpark gefahren, doch man sagte uns ohne vorherige Reservierung auf Campingplätzen hätten wir keine Chance (während der Saison sollte man das mindestens ein halbes Jahr im Vorherein schon machen!) und für einen Tagestrip war der Park einfach zu gross und die Zeit drängte auch etwas, zudem schlägt nur schon der Eintritt mit 21'000 CLP relativ happig zu buche. Raul, unser Gastgeber, empfahl uns eine Nebenstrasse nach Puerto Natales zu nehmen, die um den Park führt und von wo man ein paar schöne Ausblicke auf die vielen Seen und Bergzüge des Torres del Paine Nationalpark erhaschen kann. Unterwegs legten wir einen Stopp bei den Cueva del Milodón ein. Die Cuevas sind ein Höhlensystem in der Fell- und Knochenreste des mittlerweile längst ausgestorbenen Mylodons gefunden wurden, eine Art Riesenfaultier, das bis zu 4 Meter gross werden konnte. Ebenso ist die Cueva del Milodón archäologische Fundstätte der ersten Besiedelung Patagoniens. Anschliessend fuhren wir weiter ins kleine Küstenstädtchen Puerto Natales wo wir auch übernachteten.

Puerto Natales

Es war die erste Nacht seit langer Zeit, in der es nicht so stark windete und uns endlich wiedermal gut schlafen liess. Leider können wir zu Puerto Natales nicht mehr erzählen, da wir hier wirklich nur zum Übernachten hierherkamen und am nächsten Tag nach einem kleinen Frühstück gleich weiter nach Punta Arenas fuhren.

Punta Arenas

Die Hafenstadt ist das Eintrittstor in den antarktischen Kontinent und beindruckt mit ihrer schönen europäischen Architektur. Für uns war es aber auch der Ort, an dem der Roadtrip zu Ende geht und wo wir das Auto zurückgeben müssen. Noch haben wir aber noch eine letzte Nacht vor uns und die verbrachten wir etwas ausserhalb im Nationalpark Laguna Parillar. Die nähe zur Antarktis bekamen wir in der Nacht gewaltig zu spüren. Es war die wahrscheinlich kälteste Nacht bisher und selbst warm angezogen, eingehüllt in unsere Schlafsäcke und mit einer dicken Decke aus Schafswolle war es bitter kalt. Wir zogen die Kapuzen tief über unsere Köpfe und rollten uns so klein wie möglich zusammen, um keine Wärme zu verlieren. Der Wind bliess wieder sehr stark und ab und an regnete es. Am morgen war dann klar wieso es so kalt war, es hatte sich eine feine Schicht Schnee über den Nationalpark gelegt. Wir hatten nun wohl fast allen Wetterbedingungen getrotzt, die es hier so gibt: Wind, Regen, Schnee und Eiseskälte. Zum letzten Mal verstauten wir unsere Sachen im Auto und fuhren anschliessend zurück nach Punta Arenas wo wir den Mietwagen abgaben. Die Wege von uns und von Laura und Steven trennten sich hier. Vielen Dank für die tolle Zeit.


Ushuaia (Argentinien)

Wieder zu zweit nahmen wir am nächsten Tag den Bus nach Ushuaia, die Stadt am Ende der Welt. Die Fahrt dauerte lang, sehr lang. Insgesamt waren wir 12h unterwegs, mussten einmal auf eine Fähre umsteigen und erneut die Grenze von Chile nach Argentinien passieren. Alles verlief jedoch problemlos und die Fahrt durch die unendlichen Weiten der Natur war wunderschön. Unser Hostel La Posta lag ca. 3.5 km ausserhalb des Städtchens Ushuaia und da wir uns den ganzen Tag praktisch nicht bewegt hatten, beschlossen wir den ganzen Weg zu Fuss zu gehen. Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt. Nur gerade etwa in 1000 km Entfernung beginnt die Antarktis. Aufgrund der Nähe starten hier viele Expeditionen und Kreuzfahrten dorthin. Wir nutzen den Tag und spazierten gemütlich ins Zentrum. Von einem Paar aus der Westschweiz erhielten wir den Tipp, dass «El Che» schöne Touren auf dem Wasser mit einem Kleinboot durch den Beagle Kanal veranstaltet. Das hörte sich sehr interessant an und wir suchten deshalb die Agentur auf und erkundigten uns. Die nächste Tour fand um 15:00 Uhr statt, dauerte rund 4 Stunden und wir fuhren kleine Inselchen an, auf welchen kleinere und grössere Seelöwen und Kormorankolonien lebten. Wir statteten dem südlichsten Leuchtturm der Welt einen Besuch ab und machten einen kleinen Landgang auf einer Insel, von wo wir einen fantastischen Ausblick auf Ushuaia und das gewaltige Gebirgsmassiv dahinter hatten. Anschliessend gab es einen kleinen Apéro bestehend aus Salami, Käse, Erdnüsse, Chips und weiteres Knabberzeugs. Dazu gab es Beagle Bier aus der hier ansässigen Brauerei. Es war ein toller Abschluss und einer unglaublichen Reise quer durch den südamerikanischen Kontinent von Nord nach Süd. Die zwei Tage in Ushuaia gingen leider viel zu schnell zu Ende und unser Flug nach Buenos Aires wartete auf uns.

Fazit

Mit dem Roadtrip von Santiago durch Patagonien bis ans Ende der Welt in Ushuaia haben wir uns wohl eher unbewusst als bewusst einen grossen Traum erfüllt. Die Natur in Patagonien ist einfach einmalig und von unvorstellbar Schönheit. Es gibt so viele Möglichkeiten sich auszutoben, sei es bei schönen Tages- oder Mehrtagewanderungen, Rafting, Bergsteigen oder gar Ski- und Snowboarden. Nach Patagonien möchten wir unbedingt nochmals zurückkehren.

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